Akupunktur - Woher kommt sie und was kann sie?

Akupunktur

Die Akupunktur als alternative Heilmethode ohne Nebenwirkungen hilft den Menschen in China und Japan schon seit Jahrtausenden. In Europa und Deutschland hat die Akupunktur erst im letzten Jahrhundert, von winzigen früheren Ereignissen abgesehen, Einzug gehalten und erfreut sich seither wachsender Beliebtheit. Auch wenn sie von Akupunkturgegnern gerne als Scharlatanerie abgetan wird, bleiben bei der Anzahl an dokumentierten Therapieerfolgen mit Sicherheit Zweifel an der Denkweise der Kritiker. Die nachweisbaren Erfolge sollten Grund genug sein, sich mit der Akupunktur und dem damit verbundenen Spektrum an Möglichkeiten einmal auseinanderzusetzen:

Die Akupunktur im Porträt

Der Begriff Akupunktur setzt sich aus den lateinischen Begriffen acus und punctio zusammen, was grob mit "Nadel" und "Stechen" übersetzt werden kann. Bei der Akupunktur handelt es sich um ein seit mehr als 3000 Jahren praktiziertes Heilverfahren aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM).

Die Akupunktur verstehen

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) basiert auf einer ganzheitlichen Betrachtung des menschlichen Organismus. Hierzu gehört auch das Qi, fälschlich mit Lebensenergie übersetzt (ist allerdings nicht übersetzbar), die auf den 14 Meridianen genannten Leitbahnen im Körper zirkuliert. Den Meridianen wird in der TCM eine Steuerungsfunktion in Bezug auf sämtliche Körperfunktionen zugesprochen. Liegt eine Erkrankung vor, kann demnach von einem gestörten Qi-Fluss ausgegangen werden.

Durchführung und Wirkung der Akupunktur

Die Meridiane verbinden nicht nur alle Organe miteinander, sondern verfügen auch über mehr als 350 unterschiedliche Akupunkturpunkte. Bei der Akupunktur werden Nadeln in diese Akupunkturpunkte eingestochen und diese dadurch stimuliert oder sediert (beruhigt). Durch die Akupunktur wird der Energiefluss wahlweise gestärkt, beruhigt oder umgelenkt. Das Ziel einer jeden Akupunktur ist die Wiederherstellung des optimalen Qi, sodass sich der Organismus wieder im Gleichgewicht befindet.

Der Körper setzt bei der Akupunktur heilende und entzündungshemmende Hormone frei, die die körpereigene Selbstheilungsfunktion anregen (westliche Sichtweise und Forschungsergebnisse). Um bestmögliche Behandlungserfolge erzielen zu können, werden Akupunktursitzungen regelmäßig wiederholt bis die gesundheitliche Störung behoben ist. Die Art der Störung bestimmt somit die Behandlungsdauer . In der Regel werden ein bis zwei wöchentliche Akupunktursitzungen über einen Zeitraum von durchschnittlich sechs bis acht Wochen bis zur Genesung vieler Krankheiten benötigt. Bei chronischen Leiden und bei Präventionsmaßnahmen weichen diese Zyklen entsprechend ab.

Arten und Unterarten der Akupunktur

Akupunkturpunkte befinden sich nahezu überall im menschlichen Körper und werden nach den Regeln der TCM auch für die Wiederherstellung des Qi genutzt. Außerdem finden sich Akupunkturpunkte im Ohr, die sich die chinesische, französische und russische Ohrakupunktur zunutze machen. Die Akupunkturpunkte im Ohr haben nichts mit den Körperakupunkturpunkten der TCM zu tun. In China und Japan ist auch die Schädelakupunktur weit verbreitet. Weitere Arten der Akupunktur sind die Handakupunktur und die ECIWO-Akupunktur (Schädel-, Hand-, Fuß-, ECIWO- und Ohrakupunktur sind sogenannte Mikrosystemakupunkturen).

Neben den traditionellen Akupunkturarten gehört auch die mit stumpfem Fingerdrücken durchgeführte Akupressur und die mit der Erwärmung von Akupunkturpunkten verbundene Moxibustion in den Bereich der TCM. Wegen des Verzichts auf Akupunkturnadeln wird die Akupressur auch häufig "Akupunktur ohne Nadel" genannt, was auch auf eine von verschiedenen Therapeuten postulierte Gleichwertigkeit beider Therapieformen hinweist, die aber unserer Ansicht nicht gegeben ist.

Patientengruppen bei der Akupunktur

Bei der Akupunktur gibt es keinerlei Einschränkungen bezüglich Alter und Geschlecht. Alte Menschen, erwachsene Patienten und auch Kinder können mit der Akupunktur behandelt werden, wobei bei Kindern oft auf die Nadeln verzichtet wird. In diesen Fällen wird mit der Laserakupunktur oder mit Ohrakupunktur mit Samenkörnern gearbeitet.

Qualitätsmerkmale einer richtig durchgeführten Akupunktur

Bei der Behandlung werden ausnahmslos sterile, silikonfreie (!) Einwegnadeln aus Edelstahl in die Akupunkturpunkte eingestochen, die bis zu 30 Minuten an Ort und Stelle verbleiben. Der fachkundige Akupunkteur ist in der Lage, die Stimulation durch das Senken, Heben oder Bewegen der Nadeln zu beeinflussen. Eine Akupunktur sollte immer in einer entspannten Körperhaltung durchgeführt werden und verursacht keine bzw. nur geringe Schmerzen beim Einstechen.

Nur selten kommt es zu kleinen Blutungen im Stichbereich und leichte Missempfindungen an den Akupunkturstellen, was auf die Stimulation von Nervenrezeptoren zurückzuführen ist. Andere Nebenwirkungen sind bei der Akupunktur für gewöhnlich nicht zu erwarten.

Die Wirksamkeit der Akupunktur gilt mittlerweile auch bei Ärzten aus der Schulmedizin, Patienten und Krankenkassen als anerkannt. Dennoch hängen Behandlungserfolge von der Aus- und Weiterbildung des Akupunkteurs ab.

Kosten der Akupunktur

Einige Krankenkassen hatten in jüngster Vergangenheit zahlreiche Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur bei verschiedenen Krankheitsbildern in Auftrag gegeben. Die überzeugenden Ergebnisse haben viele Kassen veranlasst, die Kosten für Akupunkturbehandlungen in einigen Bereichen zu übernehmen. Allerdings müssen noch viele Akupunkturleistungen von den Patienten selbst bezahlt werden. Pro Sitzung muss im Bereich der Kassenmedizin (gesetzliche Krankenversicherung) mit einem Betrag zwischen 10,00 und 25,00 Euro gerechnet werden, wobei die oft längere Dauer der Behandlung 15-25 Sitzungen bei der Veranschlagung mit einbezogen werden sollte. Die meisten erfahrenen Akupunkteure behandeln nur privatärztlich und rechnen nach der GoÄ ab (50-80 € pro Akupunktur).

Mit Akupunktur behandelbare Erkrankungen

Die mit Akupunktur zu therapierenden Erkrankungen sind mehr als breit gefächert. Sie kann als Einzeltherapie zum Behandlungserfolg führen, schulmedizinische Therapien ergänzen, Präventionsmaßnahmen ergänzen und schulmedizinisch unklare Beschwerdebilder beheben.

Zu den klassischen Beschwerdebildern, die erfolgreich mit Akupunktur behandelt werden können, gehören Migräne, Allergien, Tinnitus, Hypertonie, Asthma und jede Art von Gelenkschmerzen und Arthroseschmerzen sowie Wirbelsäulenbeschwerden.

Die Indikationsliste der Weltgesundheitsorganisation enthält darüber hinaus auch Erkrankungen des Atmungssystems, Verdauungssystems, neurologische Störungen sowie muskuloskeletale Krankheiten (Erkrankungen des Bewegungsapparates), die mit Akupunktur behandelt werden. Generell ist die Akupunktur auch bei chronischen Schmerzen ohne körperlichen Befund und bei Schwangerschaftsbeschwerden angezeigt.

Akupunktur in der Kinderwunsch-Behandlung und der Schwangerschaft

Eine große Rolle spielt die Akupunktur auch in den Bereichen Kinderwunsch und Schwangerschaft.

Im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung kann die Akupunktur die Durchblutung der Gebärmutter verbessert und die Kontraktionsneigung der Muskulatur gehemmt werden, was sich vor und nach einem Embryotransfer positiv auswirkt.

Ferner können viele der typischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit, Rückenschmerzen, Schlafstörungen und psychische Beeinträchtigungen mit der Akupunktur gelindert werden. Schwangeren Frauen mit Wassereinlagerungen hilft die ein bis zwei Mal pro Woche angewandte Körperakupunktur meist in Kombination mit Ernährungsempfehlungen, um den Wasserhaushalt wieder in Balance zu bringen.

Darüber hinaus wird die Akupunktur auch erfolgreich in der Geburtsvorbereitung und während der Geburt eingesetzt. Ab der 36. SSW wird die Patientin in der Regel mit einer Sitzung pro Woche behandelt, bei der die Akupunkturpunkte unterhalb der Knie, am Innenknöchel der Füße, den oberen seitlichen Waden sowie an den äußeren Seiten der kleinen Zehen stimuliert werden. Oft nimmt der Therapeut den sogenannten Kopfpunkt (Du 20) hinzu, der ausgleichende Wirkungen hat.

Durch eine entsprechende Akupunktur wird der Geburtsvorgang angeregt. Der Muttermund wird weicher und öffnet sich unter den Wehen schneller. Nach den Statistiken verkürzt die Akupunktur die Eröffnungsphase um durchschnittlich zwei Stunden, was insbesondere für Erstgebärende von Interesse ist. Während der Geburt wird die Akupunktur zur Schmerzlinderung und zur Entspannung eingesetzt.

Auch bei einer Beckenendlage, also wenn das Baby falsch herum liegt, bestehen in der TCM zwischen der 28. und 33.. SSW (nach unseren Erfahrungen) noch Möglichkeiten unterstützend einzugreifen. Mithilfe der Akupunktur oder Moxibustion kann die Drehung des Kindes bewirkte werden. Hierfür wird ebenfalls der Zhi Yin-Punkt (Blase 67) des Blasenmeridians an der kleinen Zehe gewählt, der für bis zu 20 Minuten mit Nadeln oder der Moxa-Zigarre behandelt wird. Eine Wendung des Kindes durch die "indische Brücke" genannte Lagerungsübung ist im Gegensatz zur Akupunktur und zur Moxibustion weniger Erfolg versprechend.

Akupunktur bei der Gewichtsreduktion

Bei der Gewichtsabnahme kann die TCM mit Akupunktur, Ernährungsgrundsätzen und Kräutern eine Hilfe sein. Zunächst forscht der kompetente Therapeut nach der Ursache für das Übergewicht und gliedert den Patienten in den entsprechenden Typus ein. Mithilfe der Ohrakupunktur, bei der die Nadeln bis zu 10 Tage im Ohr verbleiben können, wird der Appetit des Patienten gezügelt. Hintergrund ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung auf eine gesunde Ernährung. Die Akupunktur hilft dabei, Heißhungerattacken und damit auch den gefürchteten Jojo-Effekt zu vermeiden.

Akupunktur bei Krebs

Akupunktur kann Krebs nicht heilen, aber die konventionelle Krebstherapie effektiv dadurch unterstützen, dass eine Chemotherapie für den Patienten erträglicher gestaltet und Tumorschmerzen gelindert werden. Patienten profitieren neben der Schmerzlinderung von der Reduzierung der Nebenwirkungen einer Chemotherapie, die sich oft aus Übelkeit, Appetitlosigkeit und zahlreichen psychischen Problemen zusammensetzen.

Akupunktur bei Stress

Stress kann bekanntlich positive und auch negative Wirkungen haben. Chronischer Stress gilt als "Krankmacher Nr. 1" und fällt unter die mit Akupunktur erfolgreich behandelbaren Erkrankungen. Die regelmäßige Stimulation des Stress-Punktes unterhalb des Knies und des Entspannungspunktes am Kopf sorgen bei vielen Patienten für ein verbessertes Wohlbefinden, sodass in diesem Bereich die Akupunktur als Präventionsmaßnahme anzusehen ist.

Wissenswertes zur Akupunktur

Wie bei Heilmethoden aus der Homöopathie kann es auch bei der Akupunktur gelegentlich zu einer Erstverschlimmerung kommen. Gute Therapeuten arbeiten in der ersten Sitzung besonders vorsichtig und sanft, um eine Verschlimmerung des Krankheitsbildes zu vermeiden. Tritt dies dennoch auf, ist dieser Zustand spätestens nach der dritten Behandlung vorbei und die positiven Wirkungen der Akupunktur setzen ein.

Dies ist auch der Grund, warum eine Akupunkturbehandlung nicht vorzeitig abgebrochen werden sollte. Die Therapien aus der traditionellen chinesischen Medizin benötigen Zeit, um ihre Wirkung vollumfänglich zu entfalten. Auch wenn die Akupunktur während einer Therapie anschlägt, sollte die vom Therapeuten empfohlene Behandlungsdauer eingehalten werden. Denn bei einer vorzeitigen Beendigung der Behandlung ist das Risiko groß, dass die Krankheitssymptome wieder auftreten.

Ein noch immer strittiger Diskussionspunkt rund um das Thema Akupunktur sind Piercings und Ohrlöcher. Allein die Ohrmuschel beherbergt etwa 50 häufig genutzte Akupunkturpunkte, die durch Ohrlöcher und die sogenannten "Flesh Tunnel" in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Gleiches gilt für Körperpiercings, die im heutigen Zeitalter in fast jedem Körperteil auftreten.

Viele Akupunkteure vertreten die Meinung, dass durch Piercings und Ohrlöcher der jeweilige Akupunkturpunkt verschoben oder verdrängt werden könnte. Das Piercing selbst stellt keine dauerhafte Akupunktur dar, da es sich in Bezug auf Nadelumfang, Einstechkanal oder Reizstimulation deutlich von der Akupunkturlehre unterscheidet. Im Gegenteil gehen erfahrene Therapeuten von dem Verlust des Akupunkturpunktes aus, der auch durch die Entnahme des Piercingschmucks nicht wieder hergestellt werden kann. Denn auch nach Abheilung des Stichkanals entstehen durch die Narben und Verdickungen entsprechende "Störfelder", die sogar benachbarte Akupunkturpunkte in Mitleidenschaft ziehen können.

Fazit

Die Wirkung der Akupunktur als Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin gilt zwischenzeitlich als wissenschaftlich erwiesen und wurde durch die Schulmedizin und die Krankenkassen anerkannt. Viele Patienten schätzen die Akupunktur, um Erkrankungen zu heilen, Schmerzen zu lindern oder sich vor Erkrankungen zu schützen. Der Hauptgrund, warum viele Menschen auf alternative Therapien zurückgreifen, ist der Wegfall riskanter Nebenwirkungen. Wenn also die Akupunktur als alternative Therapie schon so oft zum gewünschten Erfolg geführt hat, sollten auch andere Methoden der fernöstlichen Medizin genauer betrachtet werden.